Geschichte der Gemeinde Herz Jesu
Herzlich Willkommen in der Herz Jesu Kirche zu Wolgast
Patrozinium: Fest Heiligstes Herz Jesu, immer am Freitag in der Woche nach Fronleichnam
Kirchweihtag: 13. November
Ein Gotteshaus für die Schnitter
Im Jahr 1910 war eine katholische Kirche eigentlich ungewöhnlich für einen Ort, der laut Volkszählung damals 8209 Einwohner von vornehmlich evangelischer Konfession hatte. Aber der Wohlstand der Herzogstadt Wolgast zog viele polnische und schlesische Gastarbeiter an, die katholisch getauft waren. Vor allem Schnitter, also Erntehelfer, die auf den umliegenden Höfen arbeiteten. Das Backsteingebäude von Herz Jesu wurde für sie innerhalb von einem Jahr im Stil der Neogotik am äußersten Stadtrand Wolgasts, in Nähe zum Bahnhof, errichtet und konnte am 13. November 1920 eingeweiht werden.
Nach Plänen von Architekt Joseph K. Tietz aus Greifswald war ein Langhaus mit hohen Lanzettfenstern entstanden. Das Eingangsportal im Südostgiebel wurde von zwei dreibahnigen Fenstern flankiert. An der südöstlichen Ecke des Kirchenschiffs schloss ein Turm mit quadratischem Grundriss und Pyramidendach an, in dem 1955 erstmals eine Glocke läutete.
Im Jahr 1917 wurde der spätere Widerständler Vincenz Plonka Seelsorger für die katholischen Saisonarbeiter rund um Wolgast. In Plonkas Amtszeit erhielt das bis dahin noch weitgehend leere Gebäude eine lebensgroße Kreuzigungsgruppe, eine Herz-Jesu-Figur und die Figuren der Maria und des Antonius, die 1921 in Oberammergau gefertigt wurden. Unter dem Greifswalder Pfarrer Robert Plonka wurde Herz Jesu im Mai 1925 unabhängig.
Den Zweiten Weltkrieg überstand Wolgast, bis auf die Sprengung der Peenebrücke im April 1945 durch die Wehrmacht, ohne nennenswerte Zerstörungen. Ein Umstand, der vor allem auf die kampflose Übergabe der Stadt am 30. April 1945 an die Rote Armee zurückzuführen ist. Nach 1945 erhielt die katholische Kirchengemeinde zunächst Zuwachs durch Flüchtlinge und Umsiedler, so dass die Zahl der Gemeindemitglieder auf bis zu 4000 anstieg.
Eine Erweiterung der Kirchenausstattung erfolgte in den 1960er Jahren. Neue Fenster nach Entwürfen von Paul Stippekohl wurden eingebaut und auch eine Orgel der Firma Jehmlich, des heute weltweit ältesten Orgelbaubetriebs aus dem Erzgebirge, wurde in der Kirche installiert. Anfang der Siebziger Jahre kamen ein neuer Altar aus Rochlitzer Marmor und eine Sakristei hinzu.
Die Umwandlung der Wolgaster Gemeinde in eine eigene Pfarrei erfolgte 1969, 2004 wurden die Katholischen Gemeinden Salvator Anklam und Herz Jesu zusammengeschlossen. Heute ist Herz Jesu Teil der am 1. Januar 2020 neu formierten Pfarrei St. Otto Usedom-Anklam-Greifswald. Der gesamte pastorale Raum zählt derzeit (2024) auf einer Fläche von 2.330 Quadratkilometern rund 4.800 Katholiken.
Für den Erhalt und die Ausstattung der Herz Jesu Kirche hat sich der Förderverein Herz Jesu Kirche Wolgast e.V. gegründet. Vorsitzender des Vereins ist Herr Wolfgang Arndt, Stellvertretender Vorsitzender Herr Helmut Dannenfeld. Kontakt zum Verein kann über das Pfarrbüro pfarramt@sankt-otto.de hergestellt werden. Spenden an den Förderverein bei der Volksbank Vorpommern eG : IBAN DE32 1309 1054 0007 5491 30 sind jederzeit herzlich willkommen. Wenn Sie Ihren Namen und Ihre Adresse bei der Überweisung mit angeben, wird Ihnen selbstverständlich eine Spendenquittung ausgestellt.
Quellen: Adreßbuch der Stadt Wolgast 1910, Wikipedia
Ein anderer sakraler Bau in Wolgast fasziniert Historiker und Gläubige gleichermaßen: 1420 errichtet, feierte die Gertrudenkapelle im Jahr 2020 ihren 600. Geburtstag. Sie stammt aus einer früheren Blütezeit für Wolgast, dem Mittelalter. Historischen Überlieferungen zufolge wurde die Kapelle von einem dieser pommerschen Herzöge, von Herzog Wartislaw IX. (1400–1457), nach dessen Rückkehr von einer Wallfahrt ins Heilige Land gestiftet. Zwar kann eine Pilgerreise Wartislaws nicht belegt, aber doch für die Jahre 1418/1419 vermutet werden, die anschließende Stiftung eines Gertrudenhospitals in seiner Residenzstadt Wolgast ist naheliegend. Der Bau südlich der Chausseestraße auf dem Alten Friedhof ist ein herausragendes Beispiel der Backsteingotik und zählt zu den ältesten erhaltenen Gebäuden der Stadt. Die Kapelle erhielt das Patrozinium der Heiligen Gertrud von Nivelles, der Schutzpatronin der Pilger und Reisenden. Zu den Besonderheiten der Wolgaster St.-Gertrud-Kapelle gehören die Hausmarken an der Mittelsäule, quasi “Ich war hier”-Zeichen der Reisenden, die hier Unterkunft fanden. Nach der Einführung der Reformation im Herzogtum Pommern 1534 diente der Bau als Friedhofskapelle. Auf dem umliegenden Gertrudenfriedhof wurden die wohlhabenderen Wolgaster Bürger bestattet. Als 1713 während des Großen Nordischen Krieges die Stadt auf Befehl des Zaren Peter I. niedergebrannt wurde, blieb die Kapelle unversehrt. Seit dem 15.06.2020 kann sie montags und donnerstags von 11:00 bis 15:00 Uhr besichtigt werden.
Quellen: Adreßbuch der Stadt Wolgast 1910, Wikipedia, Website Europäische Route der Backsteingotik